Maschinenspiel

Farbeinstellungen in Bildbearbeitungsprogrammen

Ralph Altmann, Marc Altmann

Zwar werden Farbmanagement-Funktionen heutzutage in der Regel vom Betriebssystem (Linux noch ausgeschlossen) zur Verfügung gestellt – Anwendungsprogramme greifen lediglich in unterschiedlichem Umfang auf die entsprechenden Schnittstellen zu. Gleichwohl bedarf es einiger Einstellungen, beispielhaft gezeigt an den Programmen PhotoImpact, Paint Shop Pro, PhotoLine (die das System-Farbmanagement nutzen) sowie Photo-Paint und Photoshop mit eigenen Farbmanagement-Funktionen.

In den „Maschinenraum“ für Farbeinstellungen gelangt man per Programmmenü meist unter „Einstellungen/Farbverwaltung“. In den Programmen, die das Windows-ICM nutzen (s. entsprechende Abbildung), zeigt das oberste Feld den Farbraum sRGB an, der von Windows standardmäßig verwendet wird, falls die Applikation keinen anderen Farbraum (etwa aus einem eingebetteten Profil) vorschreibt. In den Optionen darunter sollte man „Farbverwaltung aktivieren/grundlegende Farbverwaltung“ anhaken. Dann lassen sich ein Monitorprofil, ein Druckerprofil sowie eine Wiedergabepriorität auswählen.

Der Farbverwaltungsdialog bietet als Drucker das unter „Datei/Drucken…“ beziehungsweise „Druckeinstellungen“ zuletzt gewählte Ausgabegerät an. In PhotoLine steht hier stets der Windows-Standarddrucker. Wer Dateien für einen anderen Printer ausgeben will, muss diesen Standard entsprechend ändern.

Hakt man im Farbverwaltungsdialog „Überprüfung“ an, schaltet dies den Proof-Modus ein. Nun ist ein drittes Profil (und eine zugehörige Wiedergabepriorität) für das Gerät wählbar, dessen Farbverhalten vom Monitor simuliert werden soll. Die Auswahlliste ist hier wesentlich länger, denn sie umfasst nicht nur Profile, die installierten Geräten zugeordnet sind, sondern alle installierten Profile (siehe Beitrag Installiert und zugeordnet).

Farbverwaltung

Der Farbmanagement-Dialog sieht in Programmen, die das Windows-Farbmanagement nutzen, identisch aus.

Mit Systemmanagement

In Sachen Farbmanagement-Unterstützung bieten PhotoImpact und Paint Shop Pro nicht sehr viel: Alle Dateien, gleich, ob sie ICC-Profile (s. Glossar) enthalten oder nicht, werden bei diesen Programmen im sRGB-Arbeitsfarbraum geöffnet, etwaige Profilinformationen gehen also verloren. Dies verhindert schon prinzipiell eine korrekte Farbdarstellung auf dem Monitor oder im Ausdruck, sofern die Dateien in einem anderen Farbraum als sRGB vorliegen. Beim Speichern werden keine Profile eingebettet. Man sollte daher PhotoImpact und Paint Shop Pro nur sRGB-Daten liefern und bedenken, dass alle gespeicherten Dateien ebenfalls in sRGB vorliegen.

Anmerkung: Detaillierte Informationen und Anleitungen zu den Farbmanagement-Einstellungen in den Versionen X und XI von Paint Shop Pro finden Sie in dem Buch Fotobearbeitung mit Paint Shop Pro Photo XI sowie in einem umfangreichen Auszug in einer PDF-Datei (ca. 700 kB), die Sie hier herunterladen können.

PhotoLine hingegen erlaubt eine korrekte Darstellung, da es ein eventuell eingebettetes Profil als Arbeitsfarbraum übernimmt (für Dateien ohne Profil gilt der Standardfarbraum sRGB). Der Attribute-Dialog zeigt das Profil an, das beim Speichern wieder eingebettet wird – in TIFF stets, in JPEG nur nach entsprechender Voreinstellung. PhotoLine lässt sich damit in einen Workflow mit "fester Bindung" einbauen., sofern nicht direkt aus dem Programm heraus gedruckt wird: Bei der Druckausgabe werden alle Bilder fälschlich so behandelt, als lägen sie in sRGB vor. Abhilfe ist erst für Version 11 angekündigt, ebenso die Funktionen, in andere Farbräume zu konvertieren bzw. diese zuzuweisen.

Mehrwert verzwickt

Das zum CorelDRAW-Paket gehörende Photo-Paint unterstützt Farbmanagement nicht nur deutlich umfangreicher als die vorgenannten Programme, es bietet auch einen eigenen Farbverwaltungsdialog, der die Beziehungen zwischen Programm sowie Ein-und Ausgabegeräten grafisch sehr anschaulich darstellt. Nachteile: Die meisten Einstellungen liegen „hinter“ den Icons und werden erst per Mausklick sichtbar, und überdies gestaltet sich die Arbeit deutlich verzwickter, als es auf den ersten Blick den Anschein hat.

CPP_Farbverwaltung

Photo-Paint-Farbverwaltungsdialog: Im Zentrum steht das Programm selbst (RGB-Farbkreise). Die weiteren Icons verweisen auf Dokumentenaustausch mit anderen Programmen, Drucker, Monitor, externer (CMYK-)Drucker sowie Eingabegerät (Scanner, Kamera).

Das Bild zum Photo-Paint-Farbverwaltungsdialog demonstriert die Kommunikationsbeziehungen zwischen Programm und Peripherie, die sich per Klick auf die Pfeile ein- und ausschalten (rotbraune Farbe bedeutet „aktiviert“) lassen. Bei der hier aktivierten Funktion „Softproof des installierten Druckers“ – rechnet das Programm die Bilddaten ins Druckerprofil und anschließend ins Monitorprofil um. In der normalen Einstellung ist der Pfeil vom Drucker zum Monitor ab- und der Pfeil vom Programm zum Monitor eingeschaltet.

Ein Klick auf das Dokumente-Icon öffnet „Erweiterte Import-/Export-Einstellungen“ mit je drei Optionen.

Importieren: Bei Corel bedeutet „ICC-Profile verwenden“, dass diese als Quellfarbraum festgelegt und die RGB-Daten sofort in den Arbeitsfarbraum (das interne RGB) konvertiert werden. Zusätzlich lässt sich der Quellfarbraum für Dokumente festlegen, die kein eingebettetes Profil enthalten. Nur dann, wenn man hier „Keine“ wählt, bleibt eine Konvertierung aus und die RGB-Werte unverändert erhalten. Der gewählte Arbeitsfarbraum bestimmt jedoch auch in diesem Fall, wie die Daten interpretiert werden (z. B. für die Monitordarstellung).

Auch die zweite Option bewirkt eine Konvertierung in den Arbeitsfarbraum. Als Quellfarbraum fungiert stets das im Listenfeld gewählte Profil; ein eventuell eingebettetes wird verworfen.

Bei der dritten Option „ICC-Profile ignorieren“ erfolgt keine Konvertierung, sondern die RGB-Werte bleiben erhalten – analog zur Einstellung „Keine“ bei der ersten Option.

Exportieren: Die Option der Wahl sollte hier sein, das interne RGB-Profil einzubetten. Alternativ lässt sich ein beliebiges anderes oder gar kein Profil integrieren. Die Im- und Exporteinstellungen gelten stets für alle Dokumente, eine Fall-zu-Fall-Entscheidung wie in Photoshop gibt es nicht.

Ebenfalls wichtig sind „Erweiterte Einstellungen“ hinter dem RGB-Icon. Hier stellt man die Wiedergabeabsicht für alle Konvertierungen ein, zudem ist die Farb-Engine (Color Management Modul, CMM) wählbar. Neben Windows ICM 2.0 (dahinter verbirgt sich LinoColor CMM der Heidelberger Druckmaschinen AG) stellt Corel das Kodak CMM zur Verfügung. Je nach CMM kann es bei der Farbraumumrechnung leicht unterschiedliche Ergebnisse geben.

„Erweiterte Anzeige-Einstellungen“ (nach Klick auf das Monitor-Icon) betreffen vor allem den Gamut-Alarm (Farbumfang-Warnung, s. Glossar), den man nur auf diesem Weg ein- und ausschalten kann. Außerdem lassen sich die Warnfarbe und deren Transparenz einstellen.

„Erweiterte Druckereinstellungen“ erweisen sich als nützlich, wenn man mehr als einen Drucker installiert hat, denn jetzt lassen sich den in der Liste aufgeführten Druckern Profile fest zuordnen (das unter dem Drucker-Icon gewählte Profil wird nicht beachtet). Man kann so auch Profile für unterschiedliche Papiersorten verwalten. Der Drucker muss dazu unter Windows mehrmals installiert werden: pro Papiersorte einmal, mit den entsprechenden Einstellungen. Jede Druckervariante erhält anschließend das passende Profil fest zugeordnet.

Neben den geschilderten Stärken zeigt die Corel-Farbverwaltung auch Schwächen. Die gravierendste: Nirgends wird das Profil einer zu öffnenden Datei angezeigt, was die richtige Entscheidung, wie man beim Öffnen zu verfahren hat, schwierig macht. Will man das ursprünglich eingebettete Profil beim Speichern wieder einbetten, muss es bekannt sein und in Form einer Profildatei vorliegen. Ist beides nicht der Fall, bietet Photo-Paint mit „Profil extrahieren“ noch einen Ausweg. Diese Option findet sich im Datei-Öffnen-Dialog; übrigens nur dann, wenn die markierte Datei ein eingebettetes Profil enthält – es ist damit auch der einzige Weg, dies festzustellen. Extrahieren bedeutet, das Profil in eine Datei zu speichern. Anschließend muss das Profil im Farbverwaltungsdialog als internes RGB gewählt werden. Hier sucht man es aber erst einmal vergeblich, denn gespeichert wird das Profil unter dem Namen der Bilddatei, angezeigt jedoch (bestenfalls) unter der Profilbeschreibung. Um herauszufinden, welche Profilbeschreibung zu welcher Datei gehört, lässt sich der Windows-Datei-Eigenschaften-Dialog bemühen, oder das Profil versuchsweise auswählen und die Popup-Hilfe anzeigen.

Einbettungen fremder Profile lassen sich in den Corel-Programmen nur über solche Umwege bewerkstelligen. Die Zuweisung eines anderen Profils erfordert die Änderung des internen RGB-Profils und wirkt sich damit auf alle geöffneten Dokumente aus. Der Dialog „Bild/Farbmodus/ICC-Profil zuweisen“ veranlasst keine aktuelle Zuweisung eines Farbraums (wie in Photoshop), sondern die nachträgliche Zuweisung eines Quellfarbraums, aus dem die Bilddaten dann sofort wieder ins interne RGB-Profil konvertiert werden.

Dies lässt sich für Profilkonvertierungen nutzen (eine Funktion, die Photo-Paint fehlt): Ändern Sie das ursprüngliche "interne RGB" ins Zielprofil. Damit wird dieses Profil allen geöffneten Dokumenten zugewiesen, was deren Farben erst einmal verfälscht. Die Konvertierung erfolgt anschließend für jedes Dokument einzeln per Dialog "ICC-Profil zuweisen", hier muss unter "Bild konvertieren aus" aber nun das ursprüngliche interne RGB gewählt sein.

CPP Profil zuweisen

Photo-Paint: Hier wird ein Farbraum nicht nachträglich zugewiesen, sondern eine Bilddatei ins programmeigene RGB-Profil gewandelt.

Im einfachen Modus

Der Farbeinstellungs-Dialog von Photoshop zeigt sich im Vergleich mit dem von Corel (mit vielen versteckten Dialogen) als ausgesprochen übersichtlich, zumindest im „einfachen“ Modus. Das liegt auch daran, dass einige Einstellungen in externen Menüs vorgenommen werden. Im Standardmodus lassen sich nur Arbeitsfarbräume und Farbmanagement-Richtlinien wählen, außerdem enthalten die Profillisten nur wenige mitgelieferte Standardprofile.

PS Farbeinstellungen

Photoshops Farbeinstellungen im Standardmodus

Arbeitsfarbraum: Er fungiert in Photoshop – ähnlich wie das interne RGB bei Photo-Paint – für neu erstellte oder ohne Profil geöffnete Bilder. Damit enden aber auch schon die Gemeinsamkeiten. Öffnet Photoshop eine Datei mit eingebettetem Profil, hat der Anwender die Wahl, sie in den Arbeitsfarbraum zu konvertieren oder das Dateiprofil zum „Arbeitsprofil“ für diese Datei zu machen – Corel kennt nur die erste Möglichkeit. Weil Photoshop den Arbeitsfarbraum keineswegs immer verwendet, sollte dieser treffender Standardfarbraum heißen.

Profilkonflikt

Photoshop warnt, wenn das Zielprofil nicht dem Arbeitsfarbraum entspricht, lässt die Konvertierung aber zu

Für alle Fälle bietet Photoshop gleich vier Standardfarbräume, je einen für RGB-, CMYK-, Graustufen- und Schmuckfarbenbilder. Für Digitalfotografen kommt in erster Linie der RGB-Arbeitsfarbraum in Frage – Graustufenbilder (Schwarzweißfotos) sollte man bekanntlich nicht direkt per Digitalkamera erzeugen, sondern erst im Bildbearbeitungsprogramm aus Farbfotos umwandeln, und CMYK- und Schmuckfarbenbilder bleiben Spezialanwendungen vorbehalten.

Eigenes RGB

Photoshop: Profildaten findet man unter "Bearbeiten/Farbeinstellungen" (erweiterter Modus) Dort das Profil als Arbeitsfarbraum wählen, dann die Auswahlliste noch einmal öffnen und "Eigenes RGB..." wählen.

Farbmanagement-Richtlinien: Sie bestimmen, was beim Import geschieht, bieten dabei aber viel mehr Freiheiten als vergleichbare Einstellungen bei Corels Photo-Paint. Dies liegt vor allem daran, dass Photoshop Farbmanagement auf Dokumentebene betreibt, das Corel-Pendant dagegen auf Programmebene. Photoshop gestattet jedem geöffneten Dokument sein individuelles Profil (in Photo-Paint liegen diese einheitlich im "internen RGB" vor)

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Dokumentenprofil

In der Photoshop-Statusleiste lässt sich das ICC-Profil des aktuellen Dokuments anzeigen.

Mit der Option "Eingebettete Profile beibehalten" (sie gibt es in Photo-Paint nicht) erfolgt auch keine Konvertierung, die RGB-Werte bleiben unverändert. Der Arbeitsfarbraum kommt in diesem Fall gar nicht zur Anwendung.

Mit der Option "In RGB-Arbeitsfarbraum konvertieren" werden die Eingangs-RGB-Werte vom Quell- in einen Zielfarbraum umgerechnet, ersterer ist durch das eingebettete Profil bestimmt, letzterer ist der Photoshop-Arbeitsfarbraum. Auf den ersten Blick entpricht dies Corels Standard-Arbeitsweise. Anders als in Photo-Paint sind in Photoshop jedoch auf diese Weise geöffnete Dateien nun fest mit dem Arbeitsfarbraum verbunden. Ein Wechsel des Photoshop-Arbeitsfarbraums ändert also die Farbinterpretation (und damit das Aussehen) solcher Dateien nicht.

Wenn die mit obiger Option zu öffnende Datei kein Profil enthält, erfolgt in Photoshop gar keine Konvertierung. Die Eingangs-RGB-Werte werden nicht verändert, solche Dateien erhalten das Kennzeichen "RGB ohne Tags". Was nicht bedeutet, dass sie keinem Farbmanagement unterliegen: Intern behandelt sie Photoshop ebenfalls so, als lägen sie im Arbeitsfarbraum vor. Diese Zuweisung ist nun aber nicht fest - ein Wechsel des Arbeitsfarbraums ändert die Farbinterpretation und damit das Aussehen.

Die Farbmanagement-Richtlinie "Aus" bedeutet ebenfalls, dass keine Konvertierung erfolgt und die RGB-Werte unverändert bleiben - nun aber egal, ob die Dokumente Profile enthalten oder nicht. Dies entspricht der Corel-Import-Einstellung "ICC-Profile ignorieren".

Treffen beim Kopieren und Einfügen Bilder aus unterschiedlichen Farbräumen aufeinander, entscheidet die Voreinstellung, ob die eingefügten Bilddaten in den Zielfarbraum umgerechnet, oder ob die RGB-Werte erhalten werden sollen. Wer noch mehr (Entscheidungs-)Freiheit braucht, markiert die Optionskästchen bei „Profilfehler“ und „Fehlende Profile“, dann lässt sich individuell bei jedem zu öffnenden oder einzufügenden Bild entscheiden, wie mit eventuell vorhandenen Profilen umgegangen werden soll. Dies ist vor allem für Anfänger empfehlenswert.

Konvertierungsoptionen

Photoshop-Konvertierungsoptionen, wenn das Profil einzufügender Bilddaten nicht mit dem Profil des Zielbildes übereinstimmt

Spezialitäten

Im erweiterten Modus erlaubt der Adobe-Dialog (analog zu Photo-Paint) die Auswahl eines Farbmanagementmoduls (Adobe Color Engine ACE oder Microsofts Image Color Management ICM) sowie der (Wahrnehmungs-) Priorität. Auch diese Entscheidungen können wahlweise noch individuell getroffen werden. Alle weiteren Optionen sind einzigartig, wir gehen im Folgenden einzeln auf sie ein.

PS Farbeinstellungen erweitert

Photoshops Farbeinstellungen im erweiterten Modus

Tiefenkompensierung verwenden: Dieses Feature stopft ein Loch in der ICC-Profil-Spezifikation, in der zwar die Anpassung des Weißpunktes, aber nicht die Anpassung des Schwarzpunktes geregelt ist. Liegt der Schwarzpunkt des Zielfarbraums über dem des Quellfarbraums (d h. ist er heller, wie beispielsweise meist beim Zeitungsdruck), kommt es zum Abschneiden (Clipping) der Schattentöne, also Verlust von Schattenzeichnung. Liegt er darunter, wird der Tiefenumfang des Zielfarbraums nicht voll ausgenutzt, Schwarz erscheint grau. Tiefenkompensierung passt die Schwarzpunkte so an, dass der volle Dynamikumfang (Helligkeitsbereich) des Quell- in den Zielfarbraum abgebildet wird.

Dither verwenden: Beim Konvertieren von einem Profil in ein anderes geschieht es oftmals, dass mehreren eng nebeneinander liegenden RGB-Werten des Quellfarbraums nur ein RGB-Wert im Zielfarbraum entspricht. Sanfte Farbverläufe können dadurch stufig werden. Dithern streut „Fehler“ in die errechneten RGB-Werte ein, was solche Abstufungen weniger sichtbar macht.

Sättigung der Monitorfarben verringern: ein Trick, um auf dem Monitor Farbräume darstellen zu können, die größer als der Monitorfarbraum sind. Da die Umrechnung in den Monitorfarbraum stets „relativ farbmetrisch“ erfolgt, lassen sich außerhalb des Monitorfarbraums liegende Farben von solchen, die sich direkt an dessen Rand befinden, nicht mehr unterscheiden. Die Sättigungsverringerung wirkt – am Farbmanagement vorbei – wie eine perzeptive (wahrnehmungsgetreue) Umrechnungsmethode, die relativen Farbabstände bleiben also erhalten, allerdings werden alle Farben flauer.

RGB-Farben mit Gamma füllen: Mit dieser Funktion kann eine „farbmetrisch korrekte“ Vermischung von Farben, etwa bei Montagen mit weicher Auswahlkante, erreicht werden. Gamma = 1 simuliert einen linearen Helligkeitsverlauf. Die Mischfarbe von Schwarz und Weiß wird damit wirklich 50 % Grau. Bei ausgeschalteter Funktion ist das Mischergebnis mathematisch korrekt (Tonwert 128), aber visuell falsch, weil deutlich dunkler.

Mit Gamma füllen

Ein roter Kreis wurde mit „weicher Auswahlkante“ in den cyanfarbenen Hintergrund montiert: links die Standardeinstellung, rechts „RGB-Farben mit Gamma (=1) füllen“ .

Eine Funktion fehlt im Farbeinstelldialog: Die Wahl des Monitorprofils. Weitere wichtige Funktionen finden sich unter anderen Menüs: Farbprofil-Zuweisung und -Konvertierung und Soft-Proof.

Monitorprofil: In Photoshop lässt sich lediglich überprüfen, welches Profil eingestellt ist: Es wird in den Farbeinstellungen unter „Arbeitsfarbräume: RGB“ in der Liste hinter „Monitor RGB“ angezeigt. Auswählen lässt sich das Profil über die Windows-Systemsteuerung (Anzeige/Einstellungen/Erweitert/Farbverwaltung), wie im Beitrag Installiert und zugeordnet beschrieben. Photoshop bietet mit Adobe Gamma eine eigene Profilierungsfunktion, Näheres entnehmen Sie dem Beitrag über Monitorkalibrierung.

Profil zuweisen/In Profil konvertieren: Die Funktionen (unter „Bild/Modus“ zu finden) erlauben die Änderung von Profilen, wobei beim Zuweisen die RGB-Werte, beim Konvertieren die Farben erhalten bleiben.

Profil ändern

Photoshop: Beim Konvertieren von Profilen bleiben die Farben, beim Zuweisen die RGB-Werte erhalten.

Profil zuweisen ändert nichts an den RGB-Werten, wohl aber an deren farblicher Interpretation, die ja bekanntlich vom Profil festgelegt wird. Mit „Farbmanagement auf dieses Dokument nicht anwenden“ entfernt man anscheinend jegliches Profil (in der Statuszeile erscheint „RGB ohne Tags“). Intern kommt natürlich trotzdem ein Profil zur Anwendung: das des Arbeitsfarbraumes, denn ohne farbliche Interpretation ist schließlich gar keine Anzeige möglich.

In Profil konvertieren ändert sowohl das Profil als auch die RGB-Werte – diese aber so, dass mit dem neuen Profil sich nach Möglichkeit die „alten“ Farben ergeben. Deshalb enthält der Dialog die schon bekannten Konvertierungsoptionen Modul- und Prioritätsauswahl, Tiefenkompensierung und Dither, sie haben hier die gleiche Bedeutung wie oben beschrieben.

Proof: Die Funktion findet sich unter „Ansicht/Farb-Proof“, sie lässt sich für jedes geöffnete Dokument individuell ein- und ausschalten. Das zum Proof verwendete Profil muss zuvor per „Proof einrichten“ gewählt werden.

PS Proof

Photoshops Proof-Funktion erhält man nur über das Ansicht-Menü.

Neben der Wahl von Profil, Priorität und der bereits oben beschriebenen Tiefenkompensierung bietet der Dialog zwei Simulationsoptionen: „Papierweiß“ und „Schwarze Druckfarbe“. Ersteres simuliert das meist nicht völlig weiße Druckpapier, Letzteres die ebenfalls nicht ideal tiefschwarze Druckfarbe. Die Optionen gelten nur, wenn Weiß- beziehungsweise Schwarzpunkt des Proof-Profils „grauer“ als diejenigen des Quellfarbraums sind – sonst gibt es ja nichts zu simulieren. Mit diesen Optionen sieht die Monitoransicht meist reichlich flau aus, vor allem, wenn noch andere Fenster geöffnet sind, deren Weiß und Schwarz das Auge dann als Referenz nimmt. Wählen Sie zur Beurteilung deshalb die Vollbildansicht auf grauem Hintergrund. Proof-Beurteilung erfordert etwas Erfahrung, man darf nicht die vom Monitor gewohnte Brillanz erwarten.

Um das Druckergebnis ohne Farbmanagement zu sehen, kann man sich der Option „RGB-Werte erhalten“ bedienen, die Farben kommen dann so zur Darstellung, wie der Drucker sie ohne Konvertierung ins Druckerprofil ausgeben würde.

Flüssiges Arbeiten

In der Regel empfiehlt es sich, die Einstellungen im Farb-„Maschinenraum“ einmal passend zum individuellen Workflow vorzunehmen und dann nicht mehr zu verändern. Corel und Adobe gestatten, mehrere solcher Einstellungen unter individuellen Namen abzuspeichern. Damit kann man rasch zwischen unterschiedlichen Workflows wechseln, etwa, wenn sowohl Digitalkamerabilder in sRGB als auch gescannte Bilder, die mit einem speziellen Scannerprofil versehenen sind, verarbeitet werden müssen.

Nachbemerkung

Die Farbeinstellungen in den verschiedenen Bildbearbeitungsprogrammen sind unabhängig von der Version des Betriebssystems, mit dem Sie arbeiten, sie gelten also auch noch für Windows 7. Im Betriebssystem selbst müssen jedoch weitere Einstellungen vorgenommen werden, auf die in den folgenden Kapiteln, getrennt für Windows und für Mac-OS, noch ausführlich eingegangen wird. Farbmanagement des Betriebssystems und der Programme arbeiten "Hand in Hand", wobei die Kooperation unter älteren Windows-Versionen noch recht haklig war. Unter Vista und Windows 7 ist es etwas einfacher geworden.

Alle Beiträge auf einen Blick

 

Symphonie der Farben

Farbmanagement verstehen

Maschinenspiel

Farbeinstellungen in Bildbearbeitungsprogrammen

Farbgeber

Den Monitor auf optimale Darstellung trimmen

Augenaufschlag

Farbeinstellungen von Digitalkamera und Scanner

Ausklang

Beste Farbqualität aus Ausgabegeräten herausholen

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